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Kinderreich und bettelarm?

"Arm durch Kinder?“ Nein, FamilieBrandies hat sechs Kinder und fühlt sich nicht arm, aber es muss an allen Ecken und Enden gespart werden

Autor: eltern.t-online.de, eltern.t-online.de
Veroffentlicht am: 2011-12-20 23-00-00   Counter: 2434
  
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Kinderreich. Oft Chaos, knappe Kassen, viel Glück. (Bild: Imago)

„Kinderreich“ sind Familien mit drei und mehr Kindern. Ist Kinderreichtum noch oder wieder im Trend? Fressen einem Kinder die Haare vom Kopf? Ist man mit vielen Kindern gleich asozial? Oder sind sie eine Bereicherung, die mit nichts zu bezahlen ist?

Arm oder nur knapp bei Kasse?

"Wir sind nicht arm, aber wir müssen sehr sparen“, so beschreibt die 39-jährige Mutter ihre finanzielle Situation in der Familie mit sechs Kindern, einem Rentner, ihrem 60-jährigen Mann Michael und ihr als Alleinverdienerin. 3,50 Euro bleiben in dem knappen Haushaltsbudget der Berliner Familie täglich pro Kopf für Lebensmittel und trotzdem bringt Vater Michael täglich eine ausgewogene Mahlzeit auf den Tisch, die Zutaten kommen aus dem Discounter. Rund 3.700 Euro haben deutsche Familien durchschnittlich als Familieneinkommen. Es steigt mit steigender Kinderzahl, was daran liegt, dass Kindergeld auch dazu zählt. Und laut Statistik sparen Kinderreiche mehr - es kann ja auch mehr kaputt gehen und es fallen mehr Klassenfahrten und andere Sonderausgaben an.

Nicht am Geld fehlt es, sondern an der Zeit

„Mal was für mich alleine tun“, das wünscht sich Katrin. Doch ihr geliebtes Cello hat das zweite Kind zerstört, es sprang in einem unbeobachteten Moment vom Sofa aus drauf. Ein Schock für die Musikerin und fünffache Mutter. Mit der Musik wird es wohl für die 33-Jährige erst mal nichts. Ein Sportkurs oder ein Sprachkurs an der Volkshochschule, das wär's erst mal schon. Aber alleine einen Babysitter für die Fünf zu kriegen ist fast unmöglich. Sie hätte gerne mehr Zeit für konsequente Erziehung, wie beim ersten Kind, da konnte man etwas wirklich mal ausdiskutieren und aushalten. Aber es sind immer fünf Aktionen gleichzeitig, alle Kinder brauchen sofort eine Reaktion und fordern Aufmerksamkeit. Frau Brandies genießt zwar den Capuccino mit Michel Friedmann im schicken Einkaufszentrum, aber brauchen tut sie ihn eigentlich nicht, sie hat auch keine Sehnsucht nach Einkaufsbummel. "In der Zeit spiele ich lieber mit meinen Kindern." Das hat sie auch zum Beruf gemacht. Sie arbeitet nicht mehr als Mechanikerin, was sie gelernt hat, sondern im pädagogischen Bereich. Hätte sie mal Extra-Geld würde sie die Wohnung renovieren, neue Betten anschaffen und vielleicht ein großes Auto mieten, um mal gemeinsam ein paar Tage an die Ostsee zu fahren.

Sind große Familien geplant?

Geplant war die Familie bei Katrin so nicht - und nicht so früh, doch willkommen sind alle. Katrin weiß, wovon sie spricht, sie hat selbst noch vier Geschwister, die aber größere Altersabstände haben, sie selbst hat alle zwei Jahre ein Kind bekommen. Sie fühlt sich jetzt ausgebrannt, da sich alles zeitlich so ballt und immer neue Altersphasen neue Probleme und Themen aufbringen, mit denen man sich auseinandersetzen muss: Schulwechsel, Pubertät, Kindergarteneingewöhnung, Abstillen, Fußballturniere. Für beide Frauen, Katrin und Frau Brandies, war es nicht leicht zu akzeptieren, dass sie erst einmal auf die klassische Mutterrolle festgelegt sein sollen. Berufstätigkeit beider Elternteile ist mit vielen Kindern kaum zu organisieren, außer man "kauft" sich Kinderbetreuung als externe Dienstleistung. Für beide Frauen spielten die guten Erfahrungen aus der eigenen Kindheit die größte Rolle dabei, sich für viele Kinder zu entscheiden.

Kinderreichtum bedeutete Alterssicherung

Heute hat eine Familie in Deutschland durchschnittlich 1,4 Kinder. Früher bedeutete eine große Kinderzahl durchaus Reichtum, denn die Kinder verdienten früh mit und sorgten im Alter für ihre Eltern. Aber ganz so selten ist Kinderreichtum in Deutschland nicht: In jeder achten Familie leben drei oder mehr Kinder.

Sparsam aber nicht arm

Katrins Mann ist Beamter, als solcher finanziell und beruflich auf sicheren Beinen, mit jedem Kind gibt es einen Zuschlag auf der monatlichen Abrechnung. Ihnen bleibt mehr als Familie Brandies. Das Haus konnten sie über einen Kredit finanzieren, eigentlich wollten sie eine Dienstwohnung beziehen oder zur Miete wohnen, aber kein Vermieter wollte eine so große Familie aufnehmen. „Klar können wir uns vieles nicht mehr leisten“, sagt Katrin, „aber das erwarte ich auch nicht.“ Den beiden Familien sind Werte in der Erziehung wichtig, auch Bildung und gute Zukunftsperspektiven für die Kinder.

Ist Deutschland kinderfeindlich?

„Wir hatten früher einen 'Karnickelausweis'“, erzählt ihre 43-jährige Nachbarin, „damit konnten kinderreiche Familien günstiger Bahn fahren. Ich weiß, das ist kein charmanter Name, aber wir fanden es lustig, wir waren aber auch nur drei Geschwister“. Heute gibt es meist nur Familienermäßigungen für bis zu zwei Kinder, jedes weitere muss im Schwimmbad den vollen Preis zahlen. Darin spiegelt sich eine Haltung wider, der auch Katrin öfter begegnet. „Klar, wenn wir kommen ist da erst mal ein Packen Geschnatter“. Sie kennt Sprüche wie: „Wer so viele Kinder machen kann, der kann auch alleine den Kinderwagen die Treppe hochschleppen“ oder „Sind die denn alle vom selben Vater?“ oder „So etwas muss heute doch nicht mehr sein!“ Sie ärgert sich, besonders da diese Bemerkungen meistens in Stress-Situationen fallen und nur dann, wenn ihr Mann nicht dabei ist: Rolltreppe kaputt, Straßenbahn überfüllt, Wartezimmer beim Kieferorthopäden und so weiter. Und sie wird in eine ganz bestimmte Ecke gedrängt: Asozial.

Kostenfaktor Kind?

Doch eigentlich sind diese Familien glücklich, kinderreich und nicht arm. Katrins Familie hat kein Auto, weil sie ursprünglich aus ökologischen Gründen keines wollten, auch keines brauchten und jetzt kein Geld für die Anschaffung plus Stellplatz-Ablöse haben. „Wenn man Wert auf gesunde Lebensmittel legt, auf Bio-Waren, die Kinder ordentlich angezogen sein sollen und man auch nicht in der letzten Gegend wohnen will, dann ist das Geld schon knapp“, erzählt Katrin, aber andere müssten auch sparen und Kindergeld gibt es ja auch. Und man könne viele Anschaffungen bei den zweiten und folgenden Kindern einsparen, beispielsweise Babystrampler, Laufrad, Kinderbettchen. Allerdings ist der Kinderwagen beim vierten Kind auseinander gebrochen. Pech, wenn man beim fünften einen neuen anschaffen muss. Sind Kinder ein Kostenfaktor geworden?

Wer ist kinderreich?

Familienforscher können keinen eindeutigen Trend ausmachen. Es sind nicht die religiös Extremen oder die auf dem Land Wohnenden oder die mit niedrigem Bildungsgrad, die mehr Kinder als der Durchschnitt haben. Eines ist vielen dieser Eltern gemeinsam: Sie hatten oft selbst viele Geschwister und damit wohl positive Erfahrungen, das ergaben Studien des Staatsinstituts für Familienforschung der Universität Bamberg (ifb). Weitere Gemeinsamkeiten: Meist sind die Eltern bei der Geburt des ersten Kindes jünger als die Eltern kleinerer Familien, nämlich bei den Müttern 27 Jahre statt durchschnittlich 28,3 und bei den Vätern 30 statt 30,8. Und oft wird die Familienplanung nicht so bewusst und aktiv gestaltet wie in anderen Familien.

Kinderreichtum gleich Armut?

Kinderreichtum wird oft an erster Stelle als Grund für Armut genannt, noch vor Langzeitarbeitslosigkeit, besonders bei Geringverdienern oder Alleinerziehenden. Doch finden sich andererseits auch wiederum sehr viele Besserverdienende unter den Kinderreichen. Im Verhältnis zur Allgemeinheit sind unter den Kinderreichen sehr arme und sehr reiche Familien überdurchschnittlich vertreten.

Verteilung des Familieneinkommens

Es ist logisch: Je größer die Familie, desto mehr Personen leben von dem Familieneinkommen, das Pro-Kopf-Einkommen wird niedriger. Erhebungen ergaben, dass der Unterschied zu Ein-Kind-Familien deutlich ist, allerdings der zwischen Zwei-Kind-Familien und noch größeren nicht mehr so stark. Vor allem der Wohnraum ist ein Kostentreiber im Haushaltsbudget großer Familien. Danach kommen - nach Einschätzung der Familien gegenüber dem ifb - vor allem Ausgaben für Bekleidung, Schule und Freizeitaktivitäten. Als Belastung wird es mit zunehmenden Alter der Kinder empfunden, wenn die Klassenfahrten weiter werden und die Kleidung modebewusster. Eigentlich akzeptieren die meisten kinderreichen Eltern den niedrigeren Lebensstandard. Doch ein Aspekt wird heftig beklagt: Unzureichende staatliche Unterstützung und mangelnde Ermäßigungen bei Freizeitaktivitäten wie Eintrittspreise (Schwimmbad, Fahrpreise) und schlechte Infrastruktur im Wohnumfeld, bei Betreuungseinrichtungen und Hilfen im akuten Bedarfsfall.






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