Waisen und kranke Kinder von Zaporoshye, Ukraine
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Der Brief von der Mama der Kinder mit besonderen Bedürfnissen

Die wahre Geschichte einer Betreuerin unserer Wohltätigkeitsstiftung, die innerhalb von sechs Jahren zur wirklichen Mutter ihrer besonderen Kinder im Kalinovka-Waisenheim wurde

Autor: Maria Semashkina, übersetzt von Thomas Paul, www.deti.zp.ua
Veroffentlicht am: 2014-06-26 11-00-00   Counter: 1806
  
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Es ist sechs Jahre her, dass Glückliches Kind begann, die Tätigkeit von BetreuerInnen im Kalinovka-Waisenheim zu finanzieren. Olga arbeitete gewöhnlich mit bettlägerigen Kindern - also diejenigen Kinder, die grundsätzlich unter keinen angemessenen Daseinsbedingungen in unserem Land leben. Olga wurde über die vergangenen sechs Jahre zur echten Mutter für diese Kinder. Jeden Monat schreiben die BetreuerInnen einen Brief an weit entfernte Brieffreunde, genauer gesagt Freunde, die uns helfen, Projekte des Kalinovka-Waisenheims zu bewerkstelligen. Ich fragte Olga, ob wir ihre eigenen Erfahrungen bei der Arbeit mit bettlägerigen Kindern, die im Juni zum Kirovo-Waisenheim verlegt wurden, mit ihren nächsten Brief freigeben dürfen.

Meine liebe Freundin,

herzliche Grüße an Dich von mir, Olga, und den Mädchen von der sechsten Gruppe des Heims. Letzte Woche habe ich mit einer neuen Heimgruppe gearbeitet. Es war sehr nett, angenehm und behaglich. Ein großes Dankeschön für Dich von der Stiftung Glückliches Kind und allen SpenderInnen, die gütig für unsere Waisen sorgen.

Die gesamte Woche lernten wir, wie mit den Kindern klarzukommen ist. Ich beobachtete dabei die Mädchen sorgfältig - die Verhaltensweise wie sie miteinander kommunizierten und an welcher Art von Aktivitäten sie sich erfreuten. Ich begleitete Larisa beim Auswendiglernen einiger Gedichte für die Eröffnungfeier des neuen Glücklichen Zuhause. Noch habe ich nicht ganz herausgefunden, wie der Tag am Besten zu organisieren ist. Außerdem sind alle Mädchen unterschiedlich und das erfordert verschiedene Herangehensweisen. Mir passiert es, dass ich Olya, Anzhela und Varya weiterhin zusätzliche Zeit und Aufmerksamkeit widme, da sie kürzlich gegen eine sehr starke Erkältung kämpfen mussten, die von Fieber und Husten begleitet war.


Olia


Anzhela


Varya

Ich bin auch ein bisschen krank, muss mich aber zusammen nehmen, weil ich morgen einen harten Tag haben werde - "meine" Kinder ziehen in ein neues Gruppenheim um. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass meine Kids "zuhause" bleiben könnten, wärmt trotzdem mein Herz. Aber, leider!

Wenn ich Katya und Larisa anschaue, die nach dem Besuchen ihrer Freunde im neuen Zuhause "heim" kommen, scheint es mir, dass sie sie vermissen.

Was werden meine Kinder tun, bis sich an das neue Daheim gewöhnt haben?

Maxim beispielsweise lehnt es ab zu essen, wenn eine neue BetreuerIn kommt um ihn zu versorgen. Ich war die Person, die ihn immer fütterte, und wann immer ich Wochenende hatte, wurde er von den Mädels bedient, die er gut kennt.


Maxim

Egor mag keine Fischsuppe. Jeder kennt seine Geschmäcker und füttert ihn heimlich mit etwas Muttermilchersatz oder Quetschkartoffeln; ansonsten wird er sofort anfangen, durch das ganze Haus zu schreien. Lena S. fürchtet sich vor Fremden. Sobald sie einen ihr Unbekannten erblickt, muss sie gleich erschreckt starren und anfangen zu weinen. Snezhana sollte in ein Spielzimmer gebracht werden und Musik zu hören haben, oder sie wird den ganzen Tag kreischen.

Tania erkennt Menschen an ihren Stimmen. Wenn sie eine vertraute Stimme vernimmt, lächelt sie und streckt sich nach einer Umarmung. Yulia im Gegenteil, ist nicht darauf aus berührt zu werden. Sie hört zu, wenn sie angesprochen wird und beobachtet ihre Spielsachen. Danil ist ein spezieller Fall. Er gab mir Anweisungen aller Art wie, ihn ins Spielzimmer zu bringen und fünfzehn Minuten später Fernsehen zu gucken. Die Mädels sagen, ich würde ihn verwöhnen. Ich weiß nicht, wie ich es ohne die Kinder schaffen werde. Auf meinem Weg zum sechsten Gruppenheim gehe ich vorbei, den Kindern Hallo zu sagen, und meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich kann mich nur schwer vor dem Weinen zurückhalten, wann immer ich Maxims hilfloses Gesicht sehe, als ob er etwas spürt und die Art, wie er seine Lippen zusammen presst.

Ich erinnere mich an mein erstes Bewerbungsgespräch. Als Anya mir die Kinder zeigte, weinte ich. Es war das erste Mal, dass ich diese besonderen Kinder sah. Ich erblickte sie in nachts in meinen Träumen und für eine Zeit beinahe jeden Tag. Meine Hände haben sich um so viele Kinder gekümmert, die sich nach dem Lernen verabschiedeten und wegzogen.

Oleg S. lernte hier zu gehen und seinen Löffel selbständig zu halten. Andrey Z. lernte zu stehen und mit etwas Unterstützung zu gehen ...

Wir haben auch viele Kinder verloren. Als ich Nadia S. fürs Krankenhaus anzog hoffte ich, dass sich die Dinge für sie zum Besseren wenden würden ...aber, leider ...

Sergey M., Andrey B., Nastia F.

Einige der Kinder wurden an andere Waisenheime weiter gereicht: Roma, Nastia L. und Anton P....Anton pflegt zu sagen: "Olia, du bist so gut!" ... Wie geht es ihnen jetzt?

Mir scheint es wie gestern zu sein. Wir hatten anfangs kein Spielzimmer, so spielten wir mit den Kindern in der Halle, mit einigen Kids sitzend in den Kinderwagen, auf unserem Schoß oder auf dem Fußboden. Später gab man uns die Hälfte einer Abteilung zum Spielen. Freiwillige brachten uns Spielsachen und Tische. Wir brachten diesen besonderen Kindern bei, wie Spielzeuge zu halten sind, und wie man steht und sitzt. Sie entdeckten die Welt beim Spielen. Bald darauf hatten wir unser Spielzimmer fertig.

Meine KollegInnen, die vor mir im Waisenheim anfingen zu arbeiten erzählten mir, dass die Kinder seit Jahren nicht draußen gewesen wären.



Die Kinder und ich haben uns mit jedem Tag besser kennen gelernt. Ich kann gut verstehen wer heutzutage was braucht, aber anfangs war es eine echte Katastrophe! Allmählich lernte ich, wie ich die Kinder angezogen bekomme, ihn bzw. sie hinzusetzen, zu füttern und die beste Position zum Spielen auszuwählen.

Ich bin der Wohltätigkeitsorganisation Glückliches Kind sehr dankbar, für die Belegschaft der BetreuerInnen Fahrten nach Kharkow, Lwow, Znamyanka und Saporoshye zu organisieren. Ich genoss meinen Besuch des Reha-Zentrums von Lwow. Dank den Leuten die dort arbeiten, haben unsere BetreuerInnen einige gute Ergebnisse erzielen können.

Unsere Erfolge mögen vielleicht gering sein, aber wenn ich den Raum betrete und beobachte wie froh ein Kind ist mich zu sehen - fühle ich, dass meine Arbeit mit diesen Kindern all diese Jahre die beste Belohnung ist.

Ich befinde mich in der gleichen emotionalen Verfassung wie vor sechs Jahren - ich frage mich, ob mir etwas mit diesen Kindern gelingen möge. Was ich nicht bezweifle, dass ich sie lieben werde, komme was da wolle.

Vielleicht ist dieser Brief nicht so gut geschrieben. Entschuldigung! Meine Gedanken sind verwirrt und die Tränen laufen mein Gesicht hinunter. So, meine Freundin, geht es mir gerade...

Mit den besten Wünschen,

Olga

Wir sind wirklich jedem Menschen dankbar, der die besonderen Kinder und ihre BetreuerInnen im Waisenheim von Kalinovka unterstützt. Herzlichen Dank für Deine erwiesene Hilfe in der Vergangenheit. Als "Mama" für bettlägerige Kinder kümmert sie sich gegenwärtig auch um die Mädchen in unserem zweiten Glücklichen Zuhause. "Ihre" Kinder brauchen weiterhin Deine Förderung im Kirovo-Kinderheim. Du kannst uns gern jederzeit mit den Handy-Nummern +380990235609 und +380637336138 sowie über E-Mail info@deti.zp.ua kontaktieren.
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