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Veroffentlicht am: 2012-11-27 18-00-00 Counter: 3810 Kommentar hinterlassen Doro und Jonas Zachmann sind zurzeit viel unterwegs, um „Ich mit ohne Mama" vorzustellen. Foto: Jennifer Katz
„Ich mit ohne Mama“ heißt das gemeinsame Werk von Doro Zachmann mit ihrem Sohn Jonas. Das Besondere: Der 20-Jährige hat das Down-Syndrom.
Ganz entspannt sitzt Jonas Zachmann an einem Tisch in der Ecke des Saales, während seine Mutter Doro und Frank Hofstadt von der Alpha-Buchhandlung mit Kabeln, Mikros, Beamer und sonstigen technischen Details beschäftigt sind. Denn gleich werden die beiden Zachmanns aus ihrem ersten gemeinsamen Buch „Ich mit ohne Mama“ lesen. Dass Mutter und Sohn zusammen schreiben, ist noch nichts Ungewöhnliches. Doch wenn ein vom Down-Syndrom Betroffener zur Feder greift, ist das nicht alltäglich.
Vor dem Auftritt im Saal der Netzwerk Diakonie an der Bodelschwinghstraße macht Jonas klar, dass es für ihn jedoch ganz selbstverständlich ist, jetzt vor Publikum aus dem Buch zu lesen. Schon die Entstehung von „Ich mit ohne Mama“ ist erzählenswert: Doro Zachmann, Jahrgang 1967, hatte bereits zwei Bücher über das Leben mit Jonas geschrieben. Der heute 20-Jährige erlebte immer wieder, dass die DiÂplom-Sozialpädagogin ihre Koffer packte und zu Lese-Reisen aufbrach. „Will mit“, erklärte Jonas immer wieder. Zur Antwort bekam er: „Nur derjenige, der ein Buch geschrieben hat, geht auf Lese-Reise.“ Jonas wusste von da an: „Dann schreibe ich eben auch ein Buch.“ Die Arbeit daran, so erklärt er, sei zwar mitunter anstrengend gewesen, habe ihm aber auch riesigen Spaß bereitet. „Mit der Hand“ habe er geschrieben, seine Mutter am Computer. Mitunter hat der Sohn ihr seine Beiträge auch diktiert.
„Es geht um Höhen und Tiefen“, beschreibt Jonas den Inhalt seines Werkes. Denn schließlich sei er nun „äwaxen“. Und dazu gehört bei ihm wie bei jedem Jugendlichen auch das Verliebtsein, das manchmal „schwer“ sei. Tiefpunkte in seinem bisherigen Leben seien Krankenhaus-Aufenthalte gewesen, sagt der frisch gebackene Autor. Zum einen musste er sich wegen seines angeborenen, schweren Herzfehlers operieren lassen, zum anderen hatte er einen Arbeitsunfall, bei dem seine rechte Hand in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Noch nicht im Buch verarbeitet ist Jonas’ Auszug aus der elterlichen Wohnung, denn der konnte erst nach der Veröffentlichung realisiert werden. Doro Zachmann erzählt: „Mit 18 Jahren hat Jonas zum ersten Mal davon gesprochen, außerdem wollte er nicht als Letzter ausziehen.“ Er ist das jüngste von vier Kindern, lebt seit kurzem in einer betreuten Wohngemeinschaft mit zwei Männern zusammen. „Ist cool“, beschreibt Jonas das Leben außerhalb des Elternhauses, auch wenn er seine Mutter „ganz mini vermisst“. Drei Kilometer trennen den Down-Syndrom-Betroffenen nun von den Eltern, deren drei Töchter auch in eigene Wohnungen gezogen sind. „Das war erstmal ungewohnt, aber wir genießen es auch“, so Doro Zachmann, die ihren einzigen Sohn aber immer noch regelmäßig zu Arztterminen begleitet oder zum Tanzkurs fährt.
Neben Tanzen gehören auch das Singen in einer frisch gegründeten Band, Gitarre spielen, Basketball, Computerspiele und Filme schauen zu Jonas’ Hobbys. „Und Lesen“, ergänzt der 20-Jährige.
Nach seinem Autorendebüt weiß er: „Würde gerne weiterschreiben.“ Dann könnte er davon berichten, wie er sich bei seinen ersten öffentlichen Auftritten gefühlt hat. Star-Allüren sind bei ihm nicht zu befürchten, auch wenn er schon Autogramme geben und Bücher signieren musste. „Ich bleibe, wie ich bin!“ Das sagt Jonas wieder einmal ebenso charmant wie überzeugend.
Dem können sich die Besucher der Lesung, die in Kooperation mit der Lebenshilfe Mark-Ruhr angeboten wird, auch nicht entziehen. Immer mehr strömen in den Saal. Darunter auch Lisa Oberwalleney und Anna-Carina Nowitzki, die Blockflöte in der integrativen Gruppe „Grenzenlos“ spielen. Unter der Leitung von Friederike Kreft von Zadow musizieren sie zur Einstimmung und zum Ausklang des Abends. Und zeigen gemeinsam mit Jonas, dass ein Leben mit Behinderung nicht am Rande der Gesellschaft stattfinden muss.
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