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Veroffentlicht am: 2012-12-08 21-00-00 Counter: 2084 Kommentar hinterlassen Abteilungsleiter Wjatscheslaw Nikolajewitsch Kapusta
Das Leben ist zweifelsohne eine unberechenbare Angelegenheit. Heute spielt das Kind und alles ist in Ordnung. Doch bereits morgen hat es Omas Packung Tabletten gegen Blutdruck gefunden und vollständig verspeist. Oder der soeben genossene Bienenstich hat die stärkste Allergie hervorgerufen. Oder eine einfache Erkältung hat zu einer komplizierten wie schweren Lungenentzündung geführt. Oder…, oder... Es gibt hunderte, ja sogar tausende möglicher Situationen, die das Leben eines Kindes der lebensbedrohenden Gefahr aussetzen können. Tatsächlich eingetreten, können nur die Ärzte der Intensivstation das Leben des kleinen Kindes retten.
Die Station für Intensivmedizin der 5. Städtischen Saporoshjer Kinderklinik verfügt über gerade mal 15 Betten und ist mit der Behandlung bzw. Rettung von Kindern aus Saporoshje beauftragt, die sich in lebensbedrohlichen Zuständen befinden. Für die Stadt Saporoshje ist diese Krankenhausabteilung, die einzige funktionierende Intensivstation für Kinder. Die Kinder geraten aus verschiedenen Ursachen hierhin. Dazu gehören schwerwiegende neurologische und kardiologische Erkrankungen, bei denen permanente Überwachung, Verabreichung erforderlicher Medikamente und künstliche Beatmung zur Lebenserhaltung der Kinder nötig sind. Daneben begleiten Ärzte das Wiedererlangen des Bewusstseins nach den Operationen: Je nach Erfordernis, versorgt das medizinische Fachpersonal die Kinder einige Tage oder auch einige Wochen, damit das sichere, selbständige Atmen gewährleistet bleibt. Zu den „Kunden“ der Intensivstation gehören neben Kindern, die zu Hause gefundene Tabletten verspeist haben, auch die Gruppe der Jugendlichen, die durchs Exzesstrinken ins Koma gefallen oder bewusstlos geworden sind. Abteilungsleiter Wjatscheslaw Nikolajewitsch Kapusta erzählt beispielsweise, dass ihnen während des diesjährigen Abiturientenballs sechs Jugendliche gebracht wurden, die alle fast ohnmächtig waren. Jedes Jahr passiert nach Feiern, Abiturientenbällen und Bierfesten das Gleiche: Einige Jugendliche verfallen in einen schweren Alkoholrausch. Und da gibt es noch eine, wohl die schwierigste Gruppe, zu der die noch sehr kleinen Frühgeborenen gehören. Die ersten 28 Tage ihres Lebens verbringen sie auf der Intensivstation für Neugeborene, denn nur wenige würden in dieser Zeit ohne Apparate und Medikamente zu Kräften kommen, um weiter zu leben. Nach dortiger erfolgreicher Behandlung, werden sie von „der Kleinen Intensivstation“, wie die Intensivstation für Neugeborene hier genannt wird, auf die „Allgemeine Intensivstation“ verlegt, wo sie bis zur Entlassung weiter versorgt werden.
Wjatscheslaw Nikolajewitsch untersucht den Patienten
Die Station für Intensivmedizin ist mit der Station für Anästhesie der 5. Städtischen Saporoshjer Kinderklinik verbunden. Das heißt, dass dieselben Ärzte, die auf der Intensivstation den Dienst versehen, auch die Anästhesie während der Operationen durchführen. In beiden Stationen sind nicht nur die gleichen Ärzte tätig, man muss sich sodar die gleiche Einrichtung teilen. Gerade darin besteht die wirkliche Not. Die ohnehin kärgliche medizinische Ausstattung und räumliche Einrichtung, ist zwischen den kleinen Patienten im Operationssaal und denen in der Station aufgeteilt. Es gibt zum Beispiel für die Station für Intensivmedizin und die Station für Anästhesie insgesamt nur 4 Beatmungsgeräte, auch Respiratoren genannt. Zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung, ist jedoch mind. ein Respirator pro Bett und ein Gerät in jedem OP-Saal zwingend erforderlich. Das Mindestmaß beträgt 20 und nicht 4, wie derzeit vorhanden. Beide Stationen sind zusammen nur mit 4 arbeitenden Absaugpumpen (es müssten jedoch 20 sein) und 3 Vitaldatenmonitoren ausgestattet (genau genommen, 17 zu wenig). Angesichts dieses erbärmlichen Zustands, müssen die Ärzte zudem jeden Tag die schicksalsentscheidende Auswahl treffen, welchen Kindern das lebenserhaltende Gerät versagt bleiben soll! Meiner Meinung nach ist es untragbar, absolut untragbar!
Einer der Kontrollmonitore im Betrieb
Die gesamte Problematik besitzt den weiteren wichtigen Aspekt der Hygene. Situationsbedingt ist die OP-Station normalerweise eine relativ geschlossene Abteilung mit erhöhter Infektionsgefahr. In den westeuropäischen Krankenhäusern kann man die OP-Station nur durch bestimmte Schleusen betreten, die für normale Leute oder Gegenstände „von außen“, außer den Patienten, gesperrt sind. Das gesamte Personal bzw. die ganze Einrichtung, darf erst nach Desinfektion und dem Überziehen von Schutzkleidung in die geschlossene „saubere“ Station. Denn jeder Mensch, jeder Gegenstand, trägt mögliche Infektionsquellen bei sich, die enorme Komplikationen verursachen können, wenn sie in die Operationswunde eines Patienten geraten. Man beachte hierbei insbesondere, unsere Narkotiseure sind gezwungen, Tag für Tag und mehrmals täglich, medizinische Geräte wie Absaugvorrichtungen, Kontrolmonitore und Beatmungsgeäte in die OP-Station, aus der OP-Station oder in den OP-Saal und aus dem OP-Saal zu tragen…, ja Sie lesen richtig: hin und her zu tragen! Alle Geräte bzw. Einrichtungen haben ein Kunststoffgehäuse, wobei es unmöglich ist, diese jedes Mal zu desinfizieren, oder vielleicht bei Patienten auf der OP-Station zu lassen, weil sie auf der Intensivstation dringender benötigt werden! Hierzu sollte man sich vergegenwärtigen, dass das ständige Hin- und Hertragen der Geräte den Abnutzungsvorgang beschleunigt (jedes Mal: Stecker rein und raus, Kabel zusammenwickeln, absetzen und aufnehmen, usw.) Zudem besteht die Gefahr des Stolperns mit Beschädigung und Zerstörung des lebenswichtigen Apparats. Es ist klar, dass wir nicht im Westen leben, und die OP-Stationen standarmäßig so bald keine schützenden Schleusen haben werden, aber es ist mehr als dringend geboten, den Vorgang des Hin- und Herschleppens der empfindlichen Geräte schnellstens zu vermeiden. Damit würde auch die Gefahr von Infektionen aller Art stark reduziert und dem Stationspersonal mehr Kraft und Freiraum für wichtige Tätigkeiten am kleinen Patienten gegeben werden! Was die Stationsausstattung anbelangt, ist diese so altmodisch, dass sie für etwas ältere Kinder mit höherem Gewicht untauglich ist. Natürlich sind modernere Beatmungsgeräte vorhanden, aber nur unzureichend wenige. Die anderen taugen tatsächlich nur für den kurzzeitigen Einsatz bei den leichtgewichtigen Kindern. Es wäre schon viel geholfen, wenn die veralteten und deshalb nur beschränkt einsetzbaren Apparate, gegen moderne Geräte inländischer Produktion ausgetauscht würden. Hiervon, geschweige denn ausländische Geräte hoher Qualität, können die Stationen nur träumen!
Beatmungsgerät PO-6. Solche Geräte wurden Anfang der 70-er Jahre vorigen Jahrhunderts entwickelt und hergestellt
Als einen weiteren kritischen Punkt stellt sich für die Intensivstation die Frage der Verbrauchsmaterialien. Damit die Kontrollmonitore den Sauerstoffgehalt im Blut (ein sehr wichtiger Wert!!!) korrekt darstellen können, braucht man einen Fühler für Pulsoxymetrie. Die Impulse der Fühler werden durch flexible Kabel weitergeleitet. Mit anderen Worten, wenn das Kabel früher oder später bricht, können keine Werte angezeigt werden. Ein Fühler kostet von 650 bis 2700 Griwnja (der Preis hängt von Monitorhersteller ab). Wjatscheslaw Nikolajewitsch zeigt mir die Monitore und Geräte für Pulsoxymetrie, die er derzeit oder überhaupt nicht mehr verwenden kann, weil es keine Fühler gibt. Genauso sind die Röhren defekt, durch die das Kontrollsichtgerät die Luft in die Manschette zur Druckmessung pumpt. Auch müssen die Atemkreisläufe (die Röhre, durch die die Luft gefördert wird) in den Beatmungsgeräten ersetzt werden. Außerdem besteht ständiger Bedarf an Filtern für die Beatmungsgeräte (die Kind und Apparat steril halten), Aspirationkathetern (keimfreie Schläuche, mit den Schleim aus den Lungen der schweren Patienten gesaugt wird), Sätzen für Aufstellung der subclaviculären Katheter, Tracheostomaröhren, usw. Diese Liste scheint endlos zu sein.
„Wie kommen Sie jetzt damit aus?“ frage ich Wjatscheslaw Nikolajewitsch, der wie folgt antwortet:„Wir bitten die Eltern, das zu kaufen, was wir auf unseren Listen notieren. Doch die Menschen empören sich zurecht, weil die Geldsummen für ihre Verhältnisse zu hoch sind. Ich verstehe sie sehr gut, aber was kann man da zu tun? Und wenn es niemanden gibt, den man bitten kann, etwas zu kaufen (bei verleugneten Kindern, Kindern aus den zerrütteten Familien), dann ist es „eine blinde Gasse“.
In allen Abteilungen für Intensivmedizin auf der ganzen Welt, entsteht der größte Aufwand. Manchmal wird die Hälfte des Krankenhausbudgets für sie verwendet. Hier benötigt man die kompliziertesten Geräte und Ausstattungen, teure Arzneimittel und hier werden die schwersten Krankheiten behandelt. Der Preis für das Fehlen notwendiger Geräte sowie von Arzneimitteln, ist an diesem Ort am höchsten. Auf der Intensivstation, wie in keiner anderen Station, steht hinter jedem Gerät das wertvolle Leben eines kleinen Menschen.
Aktuell hat die Abteilung für Intensivmedizin der 5. Städtischen Saporoshjer Kinderklinik folgenden Bedarf:
- Fühler für Pulsoxymetrie, Hersteller Jutas und Massimo (ohne sie stehen die teuren und sehr notwendigen Geräte in der Abstellkammer) – 5 Stück;
- Aufpumpgeräte (Geräte für die angepasste Eingabe der Medikamente) für eine Spritze – 10 Stück;
- Aufpumpgeräte für zwei Spritzen – 4 Stück;
- Geräte für Pulsoxymetrie (Geräte zur Überwachung des Sauerstoffgehaltes im Blut) – 4 Stück;
- Vitaldatenmonitore zur Reanimation und Anästhesie (Übewachungsgeräte für Kreislauf, Blutdruck, Sauerstoffgehalt im Blut, Temperatur, usw. ) – 5 Stück;
- Kapnograph (Gerät zur Bestimmung des Kohlenstoffgehalts, bei bestimmten schweren Krankheiten erforderlich) – 1 Stück;
- Chirurgische Absaugvorrichtung (zur Lungenreinigung von Kindern, die künstlich beatmet werden oder unter Narkose stehen) – 6 Stück;
- Chirurgische Absaugvorrichtung mit Batteriebetrieb (zum Transport von Patienten) – 1 Stück;
- Höhensonnen mit Rezirkulator (Zur Raumdesinfektion gebraucht man gewöhnlich UV-Brenner, aber die Strahlung schädigt anwesende Menschen wie Kinder und Plegepersonal. Man kann die Kinder auf der Intensivstation nicht während der Arbeit mit dem UV-Brenner aus den Zimmern schieben. Deshalb werden in dieser Zeit die Köpfe zugedeckt, was bei den Kleinen Angst verursacht. Höhensonnen mit Rezirkulator behindern niemanden. ) – 5 Stück.
Ja, die Abteilung für Intensivmedizin hat einen kostenintensiven Bedarf und die Gesamtsumme ist ziemlich hoch. Aber, wenn einige mit geringen Beiträgen beginnen, ist bereits der erste Schritt getan. Man kann die Abteilung mit den Fühlern und Geräten der Pulsoxymetrie ausstatten (das kostet 2 600 Griwnja), was es ermöglicht, vier Kinder gleichzeitig effektiver zu überwachen. Man kann die nötigen Absaugvorrichtungen anschaffen (das kostet etwa 6 000 Griwnja), womit bei sechs Kindern das Risiko von Komplikationen gesenkt und die Pflege erleichtert wird. Insgesamt könnte es uns dann gelingen, mehr Überwachungsmonitore und Beatmungsgeräte zu erwerben. Eine enorme Last würde dann den Ärzten genommen: Jedes Kind hätte die gleichen Chancen, versorgt zu werden, und das Hin- und Hertragen von empfindlichen medizinischen Apparaten entfiele. Wenn auch die Problematik riesig erscheint, ist es doch möglich, die Situation auf der Station zu verbessern! Man braucht vor großen Geldsummen keine Angst haben, denn in dieser prekären Situation hilft es schon, etwas Konstruktives in die Wege zu leiten!
Anschrift
Herrn Abteilungsleiter
Kapusta Wjatscheslaw Nikolajewitsch
Nowgorodskaja Str. 28a
69076 Saporoshje
Ukrajina/ Ukraine
Erreichbarkeit in Saporoshje
Wohngebiet "Chortizkij"
Verkehrshaltestelle „Nowgorodskaja“
Telefonische Kontakte
Chefarzt: +3 8 061 224-94-19
Aufnahmeabteilung: +3 8 061 224-93-86
Auskunftsstelle: +3 8 061 224-93-89
Intensivstation: +38 061 224 94 01
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